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Eisenbahn Deutschland Röblingen a See | ||
Das Bahnbetriebswerk Röblingen a See | |||
Teil 1 1872 - 1900 |
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Kleiner Beitrag zur Geschichte 1872 - 1900 | |||
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Hallo, ich heiße Felix. In den letzten Jahren hat mich der Papa immer mal mitgenommen, wenn es was von der Eisenbahn zu fotografieren gab. Ich bin da ziemlich rumgekommen. Zum Beispiel nach Röblingen am See in Sachsen-Anhalt. Mein Papa sagt, er kennt sich hier aus. |
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Wir hatten es nicht weit zum alten Bahngelände. Der Papa nervte aber gleich wieder. Ich sollte mich nicht dreckig machen. Ha ! Am Ende war er froh, dass ich mich eingesaut habe, denn ich habe meinem Forscherdrang freien Lauf gelassen und er konnte |
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Bereits ab 1838 diskutierte man eine Eisenbahnstrecke von Halle nach Cassel. Friedrich List - ein mit ökonomischen Fragen beschäftigter visionärer Zeitgenosse - favorisierte dabei eine Linienführung durch das Saaletal über Erfurt und im Jahre 1841 ist dann auch die Entscheidung getroffen worden, im Wesentlichen den von List nicht unbeeinflussten Vorschlag zu realisieren. Man verlor den Gedanken einer südlich des Harzes verlaufenden Strecke nicht aus den Augen, da die Wirtschaft und die Kommunen an diesem Verkehrsmittel interessiert waren. Es dauerte aber weitere 20 Jahre, ehe Bewegung in die Sache kam. |
Ein Sandkastenspiel war der Bau dieser Linie am Südrand des Harzes nicht, denn man verwarf die Linienführung zunächst vor allem auf Grund der schwierigen topografischen Verhältnisse - der Hornburger Sattel und das hessische Bergland mussten unter anderem überwunden werden - und der damit verbundenen Kosten. 1864 begann man aber unter dem massiven Druck der Wirtschaft unter der Regie der Magdeburg - Cöthen - Halle - Leipziger - Eisenbahn - Gesellschaft den Bau der Halle - Casseler Zweigbahn genannten Eisenbahnstrecke über Oberröblingen, Sangerhausen und Nordhausen nach Kassel zu realisieren. Der Streckenabschnitt von Halle/S. nach Eisleben, an dem der heutige kleine Ort Röblingen am See - bis 1952 Oberröblingen am See und nicht zu verwechseln mit Oberröblingen/Helme - liegt, wurde am 1.September 1865 eröffnet. Der durchgehende Verkehr wurde bis Nordhausen am 10.Juli 1866 aufgenommen. Am 09.07.1867 ging auch der Abschnitt Nordhausen - Arenshausen in Betrieb. Die Gesamtstrecke von Halle/S. `Cassel` war ab 13.März 1872 durchgehend befahrbar. |
Anlage einer Schiebelokstation im Jahre 1872 und die Gründung des Bw Oberröblingen im Jahre 1876 |
Die Gesellschaft hatte insgesamt 18 Personenzuglokomotiven, 24 Güterzugloks, 4 schwere Tenderlokomotiven für den Vorspann im hessischen Bergland, 4 leichte Tenderlokomotiven für den Rangierdienst und diverse Wagen vorgesehen. Im Oktober des Jahres 1867 waren davon 31 Lokomotiven vorhanden. Zwei der notwendigen Lokomotiven wurden zunächst in Eisleben - ca.12 km westlich von Oberröblingen am See - in einer zweiständigen Lokomotivstation, die sich nordwestlich des heute noch zu findenden Wasserturmes befand - stationiert. In Arenshausen gab es 6 Loks und in Halle waren 13 Maschinen stationiert. Alle waren von Borsig, Berlin, hergestellt worden. Sie wurden in den Jahren 1865 -1867 geliefert. |
Nach dem deutsch - französischen Krieg von 1870/71 setzte der preußische Staat den Bau der so genannten Kanonenbahn von Berlin nach Wetzlar durch und erwarb dazu den Abschnitt Blankenheim-Trennungsbahnhof - Leinefelde der Halle - Casseler - Eisenbahn. Die für die Strecke zu erwartende höhere Belastung war für die KPEV Anlass, im Jahre 1872 in Oberröblingen am See eine "Schiebelokstation" einzurichten. Das wird umso verständlicher, wenn man sich die Topografie der Strecke um Blankenheim ansieht. Und so wurden nach 4-jähriger Bauzeit die Anlagen des späteren Bahnbetriebswerkes im Jahre 1876 mit einem 3-ständigen Lokomotivschuppen dem Betrieb übergeben und 2 Lokomotiven stationiert. Über die ersten in Oberröblingen stationierten Lokomotiven ist nichts bekannt. Es ist aber anzunehmen. dass es sich um einige der Borsig-Lokomotiven der Halle - Casseler Eisenbahn handelte und später werden es ziemlich sicher preußische Normalienlokomotiven gewesen sein. |
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...Ja, ja - preußische normale Lokomotiven, ich kenne nur normale Lokomotiven. Wie sahen denn die Loks hier früher aus ? |
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Na ja, immerhin wissen wir, dass die Loks 1876 stationiert worden sind. Und ziemlich wahrscheinlich waren es Borsiglokomotiven. So eine Lok hat heute und ich denke auch damals, eine so genannte normative Nutzungsdauer von ca. 25 Jahren. Man hat vermutlich Loks stationiert, die vom Baujahr her etwa zwischen 1850-1855 und 1876 gelegen haben. |
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Zeichnung aus Wikipedia | |||
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Da es anfangs vornehmlich um das Nachschieben ging, werden das Güterzugmaschinen gewesen sein, obwohl die Differenzierung zwischen den Personenzug - und Güterzuglokomotiven damals noch nicht so ausgeprägt war. Links eine Lok etwa von 1870. Die Vielfalt an Lokomotiven der einzelnen Bahnen war dazu enorm. |
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Zeichnung aus Wikipedia |
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Die bis dahin häufig eingesetzten so genannten Longboiler - Bauarten - meistens mit der Achsfolge 1`B -, welche in Preußen übrigens ab 1851 für den Einsatz vor schnell fahrenden Zügen verboten wurden, hat man wegen der ungünstigen Laufeigenschaften auf Grund des überhängenden langen Kessels bei zunehmenden Geschwindigkeiten nicht mehr gebaut bzw. man hat vorhandene Maschinen durch Einbau von zusätzlichen Laufachsen vorn oder auch hinten umgebaut. Links eine Lok von etwa 1850. |
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Anzeigenvignette der Halle - Casseler Eisenbahn aus den Jahren 1864 und 1867, Sammlung Autor | |||
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Die Loks wanderten dann meistens in den Güterzugdienst ab. Daraufhin setzte sich
ab ca. 1851/52 mehr und mehr die 1`B Bauart mit unterstütztem Stehkessel
durch, die solange gebaut wurde, dass sie sogar später noch zu
preußischen Normalienlokomotiven wurden. Und auch die C - gekuppelten Lokomotiven wurden jetzt
zunehmend für den Güterverkehr beschafft. Solche könnten es also gewesen sein. |
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Vignette eines Fahrplanes der Halle - Casseler Eisenbahn von 1869 Sammlung Autor | |||
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Kürzlich habe ich auf alten Fahrplanunterlagen und Anzeigen Abbildungen von Lokomotiven gefunden, die den hier eingesetzten wohl doch sehr nahe kommen. Warum sollte eine Eisenbahngesellschaft mit dem Bild fremder Lokomotiven werben ? Aber sicher ist das freilich nicht. |
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Vignette einer Anzeige der Magdeburg - Cöthen - Halle - Leipziger Eisenbahn von 1872 | |||
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Der Einsatz der links abgebildeten Loks ist aber wenigstens auf den genannten Streckenabschnitten und in den genannten Zeiträumen recht wahrscheinlich. |
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Vignette eines Fahrplanes der Magdeburg - Cöthen - Halle - Leipziger Eisenbahn von 1872 Sammlung Autor | |||
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Und hier noch eine - zwar stilisierte - Ansicht einer Lok, aber doch informativ. Es handelt sich um eine Darstellung auf der Fahne der Halle - Casseler Eisenbahn aus dem Jahre 1876 und zeigt ein C - gekuppelte Lok. Die Tender hat man, wie oben zu sehen, in den Darstellungen meistens konsequent weggelassen, obwohl die Loks alle einen hatten. |
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Zitat aus: Lauerwald, Die Halle-Kasseler Eisenbahn, transpress-verlag |
Die Lokomotive, die den Eröffnungszug am 1.September 1865 von Halle nach Eisleben beförderte, hieß "Cyclop". Und vor kurzem habe ich dieses Foto gefunden. Das Bild zeigt die mit ziemlicher Sicherheit baugleiche Lok CENTAUR (BORSIG, Fabr.-Nr. 1728) der H.C.E. Die "Cyclop" war auch von Borsig und wurde mit der Fabr.-Nr. 1727 am 22.05.1865 an die Halle - Casseler Eisenbahn geliefert. Das war eine Güterzuglokomotive der Bauart Cn2. |
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Foto Sammlung Autor |
Die Lok ging 1878 an die Frankfurt-Bebraer Eisenbahn und erhielt dort die Nummer 301. 1882 übernahm die Königliche Eisenbahndirektion Frankfurt die Lok unter der Nummer 800. 1895 kehrte sie wieder zur Königlichen Eisenbahndirektion Halle der Preußischen Staatsbahn zurück, behielt aber die Nummer 800. Das Ausmusterungsdatum ist nicht genau bekannt, liegt aber nach 1895. So hat sie über 30 Jahre Dienst geleistet. Das spricht ja für die gute Arbeit bei Borsig. Mit unseren Vermutungen zu den Maschinen lagen wir also ziemlich in der Nähe. |
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Wir schreiben Oktober 2007. Das ältestes Foto von Röblingen am See, das ich kenne und auf dem man das Bw erkennen kann, liegt vor mir. Ich sitze zum x-ten Mal vor diesem Foto mit dem Bahnhof Oberröblingen und versuche, es einzuordnen. Es dämmert nur langsam. Was bisher herauskam ? Klick ! |
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Foto Sammlung Familie Bobka, Röblingen/See |
Auf
der steigungsreichen
Strecke nach Blankenheim
nahmen die Transporte
von Kohle, Erz, Kupfer,
Gips und Kali zu. Das
war Anlass,
stärkere Maschinen
der Gattungen T
3, T 9.2 und T 9.3 in
Oberröblingen zu
stationieren, die auch
den Verkehr auf den
Nebenstrecken einschließlich der
am 1.Mai 1980 eröffneten
Strecke
Teutschenthal-Salzmünde
übernommen haben.
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text und fotos, falls nicht anders erwähnt ©hans-peter waack berlin letzte bearbeitung 11 2019 | home | |||