Saalfeld - Naumburg - Halle/Saale

Es war einmal ein Jahrhundertwinter. Im Weihnachtsurlaub 1978 im sonst schneesicheren Thüringer Wald konnte man nicht ohne Regenschirm aus dem Haus gehen. Schnee gab es nicht, aber 15 Grad Plus und Dauerregen. Die Nachrichten im Radio aus dem Norden klangen völlig irre. Frost und 4 m hohe Schneeverwehungen und natürlich Heldentaten gegen den Schnee und bei der Versorgung der eingeschlossenen Menschen ohne Ende. In diesem Fall stimmte es aber. Doch das war ja weit weg. 
Nicht weit genug, denn die Katastrophe traf am Silvesterabend innerhalb weniger Stunden mit voller Wucht auf den Rennsteig. Nach einem etwa 35 (!)  
Grad C  betragenden Temperatursturz in der Silvesternacht schaffte es nicht nur die Silvesterkapelle nicht, in`s Kulturhaus zu kommen. Auch die in Katzhütte am frühen Morgen vor den Personenzug nach Saalfeld gespannte 118er versuchte vergeblich, den Zug aus Bghw-Wagen mit Dampf zu heizen. Eine Handvoll Leute hatte sich in den Zug verirrt. Viele werden`s gar nicht bis zum Bahnhof geschafft haben. Ab Saalfeld sollte es mit dem D 504 Saalfeld - Leipzig  - Berlin weiter  gehen. D 504 fuhr damals noch über Leipzig und stand schon da, hoffnungslos überfüllt, was kein Wunder war, denn angesichts der Wetterlage zogen

950008_saalfeld_010179_c_b800.jpg (76512 Byte) es die Leute vor, schnellstens nach Hause zu kommen und wenn es der 1.Januar war. Alle waren auffallend nüchtern... Es war schwer genug, in den wenigstens mit 200% überfüllten Zug hinein zu kommen, was sich die junge Reisendengeneration wohl heute nicht mehr vorstellen kann. Zur Alternative stand dann, eine Stunde im sauerstoffarmen Zug stehend die Abfahrt abzuwarten oder noch einmal auf den Bahnsteig zu gehen und paar Fotos zu machen. Vorn hing 01 0529 dran. Wie hätte der geneigte Leser entschieden ? Ich mich auch. So riskierte ich meinen halbwegs bequemen Stehplatz für einige Fotos bei minus 15 Grad, denn zwischenzeitlich war es etwas wärmer geworden. Und wie unschwer zu erkennen ist, dampft es im Bw Saalfeld mächtig. 

Aber alles im Stehen. Als einzige Maschine näherte sich 95 0008 dem Bahnsteig. Sonst war alles ziemlich still.  Irgendwie kam ich in den Zug wieder hinein und irgendwann ging`s los. Die Fahrt über die Saalebahn gestaltete sich chaotisch. Die Bahnübergangssicherungsanlagen waren in den weitaus meisten Fällen ausgefallen. Viele Schranken waren offen. Das bedeutete Halt oder wenigstens Schrittgeschwindigkeit vor jedem  ungesicherten Übergang - mit dem D-Zug ! Nun wäre mir das normalerweise klangmäßig schon sehr recht gewesen, wenn man immer einer Anfahrt mit Dampf lauschen kann. Und ich kann mich auch nicht erinnern, jemals wieder in einem Dampfzug gesessen zu haben, der eigentlich nur angefahren ist. Da 

konnte man vergessen, dass man eine Hand am Gepäcknetz hatte, eine an der kalten Scheibe, ein Bein auf der Reisetasche und eines in der Luft. So reiste man bei der Deutschen Reichsbahn gar nicht so selten. Dazu kam bei 3 Stunden Fahrzeit von Saalfeld nach Naumburg  wirklich (!) knappe Luft im Wagen. Es reichte dann und wir sind in Naumburg ausgestiegen, ohne dass da ein Anschluss nach Halle zu erwarten war, weil ja kaum Züge fuhren. Es ging auch hier alles drunter und drüber, niemand wusste, wie, wann oder ob es überhaupt weitergeht. Ich habe dann nicht lange überlegt und bin durch knietiefen Schnee an das Ende vom Bahnsteig gerannt - auf das Wasser in den Schuhen kam es jetzt auch nicht mehr an - und habe 


die 01 beim Ausfahren gerade so noch erwischt. Zeit für ein schön komponiertes Foto war nicht, aber es hängen eben `ne  Menge Erinnerungen dran - an den 1.Januar 1979. Ein saukalter und ab Mittag sehr schöner, sonniger Tag. So schlimm wie im Norden kam es nicht, aber die Wetterlage reichte, um alles zusammenbrechen zu lassen. Und das war ja nicht die letzte Kältewelle in dem Winter von 1978 auf 1979.


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Zurück nach Saalfeld. Die letzte Dampflokhochburg der Deutschen Reichsbahn. Die letzten Großrädrigen wurden hier zusammengefasst. Die letzte Ansammlung von Schnellzugdampfloks war in Europa einzigartig. Üblicherweise hatte man seinerzeit als Student kaum Geld. Und Saalfeld war für mich sehr weit weg. Die Fotografen gaben sich dort auf der Brücke am Bahnhof die Klinke in die Hand und manchmal sah man ja in Halle eine 01 ankommen. Einmal wollte ich es  auch wissen und trieb meinen 3,6 PS schwachen "Habicht" 130 km nach Saalfeld. Ich habe das später nicht noch einmal gemacht, denn 3-4 Stunden Fahrt pro Richtung sind bei der Motorisierung nicht das Wahre. 


Dann steht man auf der Brücke ohne Fahrplan und wartet. Ziel war natürlich der D 504 mit einer 01. Eine Großohrige dampfte am Bahnsteig am 17.05.80 schon in Form der 01 2114 vor sich hin. Zunächst fuhr aber erst mal mal 44 0221 aus.  Wenn man schon mal auf der Brücke steht: Weil`s die 002 war, habe ich diese 110er fotografiert. Man musste ja nicht alles fotografieren und Diesel kam zuletzt auf den Film. Ist eigentlich ein Farbdia, aber an der Farbe muss ich noch arbeiten. Das war auch der neue ORWO UT 20, der eher ein Rückschritt war. Das Problem war, dass es die alten - besseren - Diafilm irgendwann einfach nicht mehr gab. 110002_saalfeld_170580_c_b800_sw.jpg (130881 Byte)

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Es ist immer noch der 17.05.80. Und dann fuhr endlich der begehrte D 504 aus. Es führte 01 1518. Die Lok kam erst am 12.04.80 nach Saalfeld. Meine damalige Wahl der Fotostelle kann ich heute beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen... :-) Vielleicht war die Brücke auch voll. Ich erinnere mich, dass an der Seite beim Lokschuppen ein Mensch der Transportpolizei auf mich zukam, die Zeit zum Stellungswechsel aber zu knapp war und das Foto so gut wie es eben ging, entstand. Dann wurde es Zeit, hier abzuhauen, die Vertreter der Staatsmacht waren zuweilen ziemlich penetrant in Ihrem Auftrag, die Reichsbahn vor fotografischen Spionageanschlägen zu bewahren. 


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Damit will ich nicht der heute weit verbreiteten Unsitte einiger unverbesserlicher "Fotofuzzis" das Wort reden, die Gleise an jeder beliebigen Stelle zu betreten. Irgendwann werden sie erwischt. Vom Zug. Nach der Ausfahrt war schon wieder Zeit, langsam die Rückfahrt anzutreten, es war noch weit ins Mansfelder Land mit 3,6 PS.


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Am 30.04.83 sieht es im Bw Saalfeld ganz anders aus. Auf der Scheibe dreht eine Lok der Baureihe 115. Leider habe ich mir auch die Nummer der 119er nicht aufgeschrieben. Diese Bequemlichkeit rächt sich nun heute. Wie leicht haben`s nun die Digitalfotografen, denen die Aufnahmedaten sekundengenau erhalten bleiben. 119_saalfeld_300483_c_b800.jpg (130074 Byte)

Es ist der 9.Oktober 1993. 65 1049 kommt sehr früh aus Saalfeld und hat 05:55 Uhr Aufenthalt in Rudolstadt. So früh hatte sich kein weiterer Fotograf hier eingefunden und so gibt es das Foto nur einmal :-). Dazu gibt es aber auch eine hervorragende Videoaufnahme, die hier erscheint, wenn ich weiß, wie ich die in den Computer überspielen kann. Die Absicht, weitere Fotos vom Zug zu machen, haben wir spätestens in Großheringen aufgegeben, als Lokführer S. aus Stassfurt mit einem kurzen Pfiff signalisierte, dass er mit seinem Zug schon da war, während wir da noch die Hoffnung hatten, ihn an den Burgen ablichten zu können. Es ist nicht zu schaffen, mit dem Auto hinterher zu fahren. 651049_rudolstadt_091093_c_b800_sw.jpg (95765 Byte)

Im August 1979 ging`s zum Familienausflug auf den Spuren des Herrn Geheimrates von Goethe nach Dornburg. Die Besichtigung der Schlösser stand an. 

Ich wäre lieber den ganzen Tag nach Saalfeld gefahren, aber die Familie geht vor und das verfügbare Auto fuhr nicht nach Saalfeld. Beim Rundgang bemerkte ich beim Blick aus einem Fenster des Schlosses einen Zug mit einer 01.5. Schade, dachte ich, aber von hier oben wird das auch nichts, wenn der Zug da unten durchrauscht.  Na, wenigstens wollte ich ihn beobachten. 

Während die Schlossführung längst weiter gezogen war, wurde der Zug immer langsamer und die Lok schob sich doch tatsächlich in die Vegetationslücke, die ich von meinem Fenster aus sehen konnte und - blieb genau in der Lücke stehen. Wenn schon, denn schon, dachte ich und drückte ab, egal was daraus wird. Das ist nun daraus geworden, wie es eben mit dem Normalobjektiv bei 50 mm Brennweite aussieht. 

Kein großes Foto aber die Erinnerung an einen Tag massenhaft verpasster Gelegenheiten, eine 01.5 auf den Film zu bannen, denn danach ging`s weiter nach Weimar. Was es da alles zu besichtigen gab und gibt, muss sicher nicht weiter ausgeführt werden. 

Soweit ich das erkennen konnte, war das auch die 01 0529.

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Am 29.04.82 ist ein berühmter Zug auf Tour. Beim Warten kommt 211 010 mit einem für diese Zeit üblichen D-Zug in Höhe der Ortschaft Saaleck vorbei.

Und dann kommt er. 03 1010 bringt den  Rheingold nach Leipzig und passiert hier im Burgenland zwischen Großheringen und Bad Kösen die Burg Saaleck. 031010_saaleck_290482_c_b900.jpg (120817 Byte)

Nach vielen Jahren war ich wieder mal an dieser Stelle. Das Licht war nicht besonders und im Winter ist hier am Vormittag und über Mittag immer Gegenlicht. Die Örtlichkeit hat sich einschließlich Bahnübergang kein bisschen verändert. Neu ist nur die km-Tafel. Es kam gerade ein ICE. Mehr kann man ja dazu nicht sagen, weil man die Nummer nicht erkennen kann. 

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228797_naumburg_030792_c_b800.jpg (78614 Byte)

Am 03.07.92 steht 228 797 in Naumburg mit einem Zug in Richtung Zeitz. Man hatte sich noch nicht an die neuen Nummern gewöhnt. Sie blieben bis heute ungewohnt. Auch das Aufmalen der Nummern war - und ist - ein Stilbruch. Für mich bleibt es eine 118er.


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Die berühmte Signalgruppe an der Südausfahrt des Bahnhofs Weißenfels habe ich nur einmal auf einem Bild. Am 09.06.87 kommt 211 067 mit einem D-Zug aus Erfurt.


243 342 hat den Städteexpress "Rennsteig" aus Meinigen am Haken, als Sie an einem Dezembertag 1986 ohne Halt durch Weißenfels fährt. Ein Vertreter der Transportpolizei po schaut interessiert zu. 243342_weissenfels_1286_c_b900.jpg (97306 Byte)

Am 29.03.83 traf ich 119 002 im Hbf von Halle. Vermutlich hat die beim Bw Gera beheimatete Lok einen Personenzug aus Saalfeld gebracht. Die Fassade des Empfangsgebäudes war zu dieser Zeit noch in schönster potjom- kinscher Art und Weise mit einer absolut hässlichen Blechfassade verkleidet, während dahinter der Zerfall ungebremst weiter ging.   Einige Daten zu 119 002:
19.10.77   Abnahme
20.10.77 - 11.08.78 Bw Halle G
12.08.78 - 20.03.80 Bw Halle P
  21.03.80 - 17.09.81 Bw Probstzella
18.09.81 - 24.04.84 Bw Gera
25.04.84    Z-Stellung

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Wenn der D 504 aus Saalfeld in Halle angekommen war, fuhren die Maschinen zum Bw Halle P um zu restaurieren und zu drehen. Die 01 2204 ist an einem Oktobertag des Jahres 1980 auf dem Weg vom Hbf in Halle in`s Bw und fährt hier in Höhe des ehemaligen IfE Halle an der Volkmannstraße vorbei. Die nächste Leistung der 01 ging dann mit einem Personenzug nach Leipzig und von dort wieder über Gera nach Saalfeld. 012204_halle_1080_c_b800.jpg (101231 Byte)

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