Mit dem Dampfzug durch das Tal der Zuckerrohrmühlen |
Vorab:
Hier soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir von einer
abgehobenen Position auf dieses Land und deren Bewohner herunter schauen. Das, was die
Leute leisten um trotz staatlich verordneter Autarkie irgendwas in
Bewegung zu halten, nötigt allerhöchsten Respekt ab. Man muss sich die Überschrift mal auf der Zunge zergehen lassen: Mit dem Dampfzug durch das Tal der Zuckerrohrmühlen. Also besser geht es doch fast gar nicht. Was für eine Verbindung ! Was für ein süßer Klang steckt da drin ! Na gut, vielleicht nicht für Jeden. Kuba kann man, ohne zu übertreiben, als ein großes - vielleicht |
Von dem bisschen Dampf, den die Maschine erzeugt, muss auch noch welcher für die Erwärmung des Öles abgezweigt werden. Ganz schwach erkennt man den Abdampf aus dem Wärmetauscher des Ölbehälters. | |
Spuren der Zuckerbahnen zu wandeln, weil wir (na gut, nur ich...) ja jahrelang das " Problem" mit dem Eastern&Oriental - Express in Singapur hatten. Man erfährt nun auch nicht soooo viel von Kuba, außer vielleicht, dass der Maximo Leader mittlerweile von ähnlichem Zustand ist, wie die meisten Betriebsmittel der Bahnen. Trotz eifrigem Interesse an allem, was mit profilierten Radreifen fährt, sind bei mir die Kenntnisse der Eisenbahn Kubas sehr unausgeprägt, wenn man mal davon absieht, dass man |
weiß, wie die Kubaner in der Welt die Reste der Eisenbahngesellschaften zusammenstoppeln. So bewegt sich dort ein wohl einzigartiges und buntes Allerlei auf Gleisen, die bei uns den Namen vielleicht nicht mehr bekämen. Aber das Rad-Schiene-System ist ja geduldig. Viel geduldiger als europäische Eisenbahnvorschriften vermuten lassen. Den Beweis tritt weltweit nicht nur Kuba an und er wird täglich und immer bis zur Grenze des Möglichen erbracht. Mit dem Verkehr auf der Insel |
ist es - jedenfalls, was den auf der Schiene angeht - sehr häufig Glückssache. Die Vielfalt der Fahrzeuge aus aller Herren Länder und allen Erdteilen ist so unglaublich, dass von Standardisierung überhaupt nicht die Rede sein kann. Wie auch, wenn man Fahrzeuge aus den USA, der Sowjetunion und Europa betreibt. Es muss improvisiert werden und es wird notdürftig repariert. Das Prinzip macht offenbar auch nicht vor der Dampf- und Drucktechnik halt und wo der Spaß vielleicht doch aufhört. Das Ganze ist zum Einen sicher das Ergebnis der Embargopolitik einiger Länder und andererseits auch der Kappung langfristig aufgebauter wirtschaftlichen Beziehungen mit dem nicht mehr existierenden "sozialistischen Lager" geschuldet. Permanenter Geldmangel und das von Staats wegen zum Prinzip erhobene "wir können und machen alles selbst" tun ein Übriges. Fehlende Mechanisierung wird durch personalintensive Arbeit ersetzt, die - man glaubt es kaum - soweit führt, dass Schwellen mit dem Beil zurecht gehauen werden. Man findet auch jede Menge Beispiele für den Umbau von elektrischen Lokomotiven oder Dampfloks in Dieselloks. Ideenreichtum kann man den Kubanern sicher nicht absprechen. Ein bisschen hinkt der Vergleich, aber es ist gerade mal 20 Jahre her, dass es im Ostteil | |
So sieht der Lokomotivführer die Strecke. Ganz typisch, die Tür im Führerhaus zum Umlauf, die man bei deutschen Dampflokomotiven nicht findet. |
Deutschlands ähnlich war. Mit der Eisenbahn auf der Zuckerinsel habe ich mich bisher also nicht beschäftigt. Vermutlich ist es ein Fehler, dieses Land noch immer nicht selbst bereist zu haben, denn es steht zu befürchten, dass es sich wahrscheinlich über kurz oder lang auch in Richtung Kommerz entwickeln wird und dann ist es wieder vorbei mit der totalen Ursprünglichkeit und man wird sich - wie schon oft - ärgern. Man kann aber auch nicht alles machen. Und es gibt ja manchmal diese merkwürdigen Zufälle, die helfen, den Horizont zu erweitern, wenn zum Beispiel eine CD mit Bildern im Briefkasten liegt. Von einem Reisenden, der dieser Region einen Besuch abstattete und dabei die Gelegenheit beim Schopfe gepackt hat, mitzufahren. In den Bildern ist das einzigartige Fluidum eingefangen, welches man auf der Zuckerinsel erleben kann und ich bedanke mich bei Horst Mempel herzlich dafür. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Zug fährt. Oft genug, hört man, fehlt irgendwas für die Funktionsfähigkeit der Lok oder der Wagen. Wie auch immer, H. Mempel hatte Glück, dass er fuhr. Es heißt, dass das der einzige pünktliche Zug in Trinidad überhaupt ist. Soviel Glück ist dann kaum auszuhalten... | |
So etwas sieht der Lokomotivführer auf der Strecke eben auch und er ist gut beraten, anzuhalten, um erst die Kuh mit geeigneten Mitteln zu bewegen, die Strecke frei zu geben. Zum Glück sind die Kühe nicht so heilig wie 20000 km weiter östlich. Im Grunde erfüllt der Cowcatcher die ihm zugedachte Aufgabe, aber es ist nicht auszuschließen, dass die Lok trotzdem entgleist, wenn es zum Kampf kommen sollte ... |
© hans-peter waack | |||
aktualisiert 14.04.12 | Themen | home |