|
|||||||||
Hettstedt-Gerbstedt-Heiligenthal | ||
Ein phantasievoller Rundgang zwischen den in Beton gefassten Anfängen und Höhepunkten der klassischen Eisenbahn des Herrn Günther Beinert in Gerbstedt |
Die Halle-Hettstedter Eisenbahn ist legendär und war von 1896 bis 2002 in Betrieb. Die faszinierenden Eisenbahn-Betonmodelle von Herrn Günther Beinert in Gerbstedt am Bahnhofsind auch legendär und erinnern in liebenswerter Weise an die vergangene Zeit der Eisenbahn. Wer das Gelände nicht kennt, fährt mit dem Auto vielleicht schnell vorbei, so er aber aufmerksame Kinder im Auto hat, wird wohl das Anhalten zu Pflicht, denn mindestens die Kleinen haben in Gerbstedt schon an anderen Stellen gemerkt, dass hier was anders ist, oder besser, dass es was gibt, was es so woanders nicht gibt. Auf Prinzessinnentürme und Ritterschlösser sind die doch geeicht :-). |
|
Auch wenn es wehtut, gleich zu Anfang der Hinweis und es ist ja auch bekannt, dass Idioten, die offenbar vor nichts Respekt haben, nicht vor dem Alter, nicht vor der Leistung anderer und nicht vor etwas, was einfach nur schön anzusehen ist, eine Reihe der Modelle sinnlos zerstört haben. Den Adlerzug oben hatte es auch schwer getroffen. Einiges ist repariert, die Narben werden bleiben. Möge der Hinweis auf dem Schild Wirkung zeigen ... |
Eine verwaschene Erinnerung an die HHE habe ich selbst von etwa Mitte der 60er Jahre, als die F 80 (B80) als Mansfelder Straße am Bahnhof Klaustor in Halle/Saale vorbeiführte und man ab und zu einen Zug sah. Etwa an dieser Stelle wurde das ehemalige Centrum-Warenhaus, heute ein Möbelhaus, gebaut. Entgegen anderslautenden Meldungen soll der letzte Personenzug vom Bahnhof Halle-Klaustor nach Hettstedt am 16.03.1968 abgefahren sein. Der 29.02.68 wird auch angegeben. |
Für mich war Gerbstedt, obwohl nur 26 km entfernt, nicht so interessant. Dass dort 86er gefahren sind, wusste ich seinerzeit nicht. Und das die zeitweise sogar zum Bw Röblingen gehörten, wusste ich damals gleich gar nicht. Anfang der 80er Jahre kam ich dienstlich mit der Abteilung TA (Technische Anlagen) in die Einsatzstelle vom Bw Halle P. Da waren die Schuppentore, Arbeitsgruben und Wasserleitungen wichtiger als Fotos von nun hier verkehrenden 110ern. Als Fotoobjekt waren die noch nicht so interessant. |
|
Ja, hier rechts ist das Bild. Mir wäre ja eine HHE-Garnitur lieber gewesen, aber es war ausnahmsweise ein zweiteiliger Doppelstockzug vom Bww Halle unterwegs. 86 722 dampfte vor sich hin und stand auch noch unüblich mit dem Schornstein voraus in Richtung Halle. War mir schon recht, denn das ist ja nun ein ziemlich einzigartiges Foto geworden, was sicher kein zweiter hat :-) |
Baureihe 86 beim Bw Oberröblingen/Röblingen a See | |||
Die 86 722 und andere Gerbstedter 86er waren, wie in der Tabelle angegeben, ab 1968 auch beim Bw Röblingen a See stationiert, wurden jedoch weiterhin von der Einsatzstelle Gerbstedt besetzt. | |||
|
Wenn die Loks auch buchmäßig in Röblingen waren, diente das nur der Übernahme von Werkstattleistungen durch Röblingen. Die Betriebsbögen wurden in Halle P geführt. Ob die Loks mit Röblinger Bw Schildern gelaufen sind, weiß man bis heute nicht so richtig ... |
86 722 hat auch kein Bw-Schild, aber das stört hier nicht. Die Ausfahrt dieser seltenen Fuhre nach Halle hab ich auch noch mitgenommen und mich dann ein bisschen umgesehen. Zuerst fiel mir übrigens auf, dass fast alle Lokpersonale auf den Loks in Gerbstedt leidenschaftliche Zigarrenraucher waren. Viel mehr Zeit war zunächst nicht, denn das Schnüffelgeräusch einer echten Mallet HHE-Lok (Nummer 23) war zu hören. |
Die kam durch den großen Bogen vor Gerbstedt angedampft, nachdem sie eine Übergabe zur Anschlussbahn der Brennerei Helmsdorf (linkes Bild) gebracht hatte. Ins Gespräch mit mansfelder Eisenbahnern zu kommen ist nicht schwer, sind freundliche Leute, die ganze Gegend ist ja maßgeblich vom Bergbau geprägt. Wenn man Gerbstedt nach Süden verlässt, ist das sofort sichtbar. |
Ich kam mit beiden ins Gespräch. Der Meister war früher im Schnellzugdienst von Halle aus unterwegs nach Berlin, Erfurt und Kassel und half ab und zu aus bei der HHE und als ihm dann eine hübsche Zugführerin aus Gerbstedt über den Weg lief, wars das mit Halle und seitdem isser also hier. Ein Bild aus der Hallenser Zeit hatte er aber dabei und zeigt es auch ganz stolz. Das war schon was anderes auf der 01. Leider sind sie damals immer so schnell an den Rotkäppchen und Schrankenwärterinnen vorbeigeflogen, da konnte man gar nicht nach denen gucken :- | |||
Die 01.10, die mit der Stromlinienverkleidung da oben im Foto neben der Burg, kennt er auch noch aus der Zeit in Halle, allerdings ist er auf ihr nicht gefahren, da waren nur die "Alten" drauf. Weil sie so beeindruckend war, hat er aber mal im Urlaub ein Foto gemacht. Wo das war, wusste er nicht mehr, irgendwo im herbstlichen thüringisch-fränkischen Burgenland. Die massenhaft in Halle beheimatete P8 hat er auch für die Ewigkeit festgehalten. Den grünen "Schorsch" von der Versuchsstelle hat er auch noch irgendwo, die Bilder will er mir später zeigen. |
|||
Aber das war eben damals und heute ist er eben hier. Es ist gemütlicher und bereut hat es nie. Auf dem kleinen Mallett-Schnuffel fühlt er sich wohl auch wenn sie in schwarz nicht mehr ganz so schön aussieht wie früher in ihrem preußischen Grün. | |||||
|
|||||
Meine Frage, ob sie auch hier mit 94ern gefahren sind, wurde zwischen jeweils zwei Ringen aus Zigarrenrauch einstimmig bejaht und die 94er wären aus Leipzig hergekommen, denn die Lok war vorher und danach auch wieder im Bw Leipzig Plagwitz, wie nebenstehendem Bild entnommen werden kann. | |||||
Kurzer Wink mit der Zigarre Richtung Rampe, da steht gerade eine der letzten 94er, die 94 462 . Unzweifelhaft hatte die Lok bisschen mehr als Spitzendruck im Kessel. Der Heizer der T 16 ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Erst die Zigarre "Rostock Gold" (10 Stück zu 1,50 Mark. Zitat: "off dr lok reechen je de billichen") anzünden, und dann die Strahlpumpe in Betrieb setzen. ( läuft jetzt seit 2014 ununterbrochen ). |
|
Die 94 462 dampfte nach Friedeburg zum Hafen, ein Streckenabschnitt, der am 2. Oktober 1899 eröffnet worden war. Da war zwar nie viel zu holen aber manchmal kam eben doch was mit dem Schiff an, womöglich Kartoffeln oder Rüben für die Schnapsbrennerei in Helmsdorf. Für die Steigung in Richtung Gerbstedt auf dem Rückweg war die 94er auch den ELNAs überlegen und mit einer halbwegs gefüllten Zigarrenschachtel ... der Heizer verfiel ins Hochdeutsch... ;-) "is je de Steijung kain Proplem" ... |
Zitat: " ... ach de dee zwölfe... wollde je keener droff... so warse eijendlich nich schlecht, awwer am Berch ... hör mich off, da warns Greepels, mit den simmer je nur liechenjebliehm mit den schweern Zeuche hingendranne...". Als gebürtiger Hallenser und nun "eijendlich immerschon" Mansfelder rauchte er aus Überzeugung und weil er sich das leisten konnte, nur "Stadtwappen Halle", 10 Zigarren zu 4 Mark. Ja, soone Havanna würde er ja auch gern mal rauchen, wenns die denn gäbe. Ein alter Bekannter aus Pensylvenien in Amerika hat ihm mal ein Bild geschickt, wie er in seinem Job auf einer Lok eine Havanna qualmt. Leider kann man nicht erkennen, welche Marke das genau ist. Der Bekannte schrieb aber, er liebt seine BigBoy, dann wird sie wohl so heißen. |
Der Linksaußen konnte auch nichts weiter dazu sagen und zog derweil genüsslich an seiner "Sprachlos", 20 Stück zu 2,40 Mark. Ich erwähne, dass ich hörte, dass man versucht, die 52er hier einzusetzen, was von den alten Zigarrenraucher - Hasen auf der Lok ebenso fachkundig wie abschätzig mit "...sigg bloß stille, widder fümfe jekubbelt, das wird je widder nischt, na die wärns schon mitkriejen..." kommentiert wurde. Sie hatten recht. Nur einmal noch, am 27.10.2002 als die Abschiedsfahrt für die Strecke Hettstedt-Gerbstedt stattfand, kamen die Fünfkuppler 50 3695 und 52 8184 auf die Strecke. |
© hans-peter waack seegebiet mansfelder land letzte bearbeitung 11 2020 | home | |||